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Neu-Ulms einzig{artig}e Profi-Bühne: "Schluss mit lustig!" (nach "Der Alleinunterhalter", Fitzgerald Kusz)

Besetzung:

Regie und Ausstattung: Claudia Riese

Wüste-Schorsch: Heinz Koch


Fitzgerald Kusz

Das Stück, im Frühjahr 99 im AuGuS-Theater Neu-Ulm uraufgeführt, entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Nürnberberger Autor Fitzgerald Kusz. Er ist "populär, ohne populistisch zu sein" (Nürnberger Nachrichten).

Fitzgerald Kusz hat die Proben begleitet, zusammen mit uns AuGuS-Theater-Machern das Stück, welches ursprünglich für einen Abend zu kurz war, zu einer abendfüllenden, runden Sache gemacht. Es geht um... Das Thema ist... Die Story handelt von... äh, mhm - jedenfalls werden viele Pointen gesetzt, es wird geblödelt und gejodelt und: Das Publikum kann echt was gewinnen!

Ein Possenreißer tritt auf, ein Alleinunterhalter, ein Komiker, so 'n Kaffeefahrtenheini, eine regelrechte Rampensau. Für einen Lacher macht er alles, ihm ist alles ein Witz. Stehende Redewendung: "Apropooo - da weiß ich einen".

Irgendwie aber kullert aber auch die "Träne im Knopfloch". Das Komical erzählt die Geschichte des "Wüste-Schorsch", bekannt durch Funk, Fernsehen und Kasperle-Theater. Schorsch hat in jeder Lage einen Witz parat, weiß immer eine passende Schote. Aber nun, nachdem er 30 Jahre lang damit sich und die Familie über die Runden gebracht, hat er fertig, die Schnauze voll - guckt angesichts aktueller Ereignisse erst mal ziemlich blöd aus der Wäsche und kommt dann auf seine alten Tage auf einen neuen Trichter.

es bredd vuurm kubf
gibds edz aa
als schdirnband
(Aus: Fitzgerald Kusz "Irrhain", Gedichte)


Der Wüste-Schorsch sinniert: "Schwär zu sagn, wann wat komisch is, wat die Leute komisch findn. Ich finde zum Beispiel die Nase von meine Nachbarin komisch. Sie selps abber nich."

Da hat er recht. Witze haben ein Verfallsdatum, Humoristen auch. Man soll zwar nie den Humor verlieren. Aus allem das Beste machen. Aber erst mal muss man Humor haben. Und woher nimmt man den Humor, wenn man keinen hat? Woher nehmen und nicht stehlen? Und was ist dann, wenn Ereignisse eintreten, die einem die Sprache verschlagen?

Soll man weiter Jokus machen, wenn man die Welt ansieht und dabei erneut entdeckt: Sie ist ein Witz, die Welt. Wie geht ein Schauspieler, der einen Witzeerzähler spielt, damit um, dass ihm die Welt-Geschehnisse die Sprache verschlagen, während dem breiten Publikum das Lachen keineswegs vergeht, sondern - allen Schrecknissen grad zum Possen - die abgeschmackteste Unterhaltung goutiert? Er spielt den Witzeerzähler, Shakespeare und der Nase der Nachbarin grad zum Possen. Denn: "für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug" (Brecht).

Also: schauspielern und dabei zeigen, wie einer sich abstrampelt, diesmal der Wüste-Schorsch, ein kleiner Mann, kein Lear, Hamlet oder Wallenstein. Irgendeiner. Mache sich jeder selbst einen Reim drauf. Spielen wir "Schluß mit lustig. Ein Komiker packt aus" und überlassen den Zusehern, ob's komisch ist oder nicht. Stirnbänder müssen sich die Leute woanders holen.



PREMIERE / Ein amüsanter Abend: "Schluss mit lustig" im AuGuS-Theater

Witze für die Kaffeefahrt

Heinz Koch in der Rolle des abgehalfterten Spaßmachers

Zwischen Gelächter und Tiefsinn: Als unterhaltsamen Balanceakt präsentiert das Neu-Ulmer AuGuS-Theater "Schluß mit lustig! Ein Komiker packt aus" von Erfolgsautor Fitzgerald Kusz. Heinz Koch läuft in den humoristischen Miniaturen zu Hochform auf.

MAGDI ABOUL-KHEIR

"Schluß mit lustig! Ein Komiker packt aus" ist ziemlich komisch. Oder vielleicht doch nicht? - Claudia Riese inszenierte im Neu-Ulmer AuGuS-Theater den Text des Nürnbergers Fitzgerald Kusz als Bühnen-Achterbahn zwischen Komik und Nachdenklichkeit. Die humoristischen Elemente dominieren eindeutig, es ist ein amüsanter Abend. Und doch hält der Titel, was er verspricht: das Leben eines Spaßmachers - das ist nicht immer eine lustige Sache.

In Kusz' Stück gibt der abgehalfterte Bühnenkomiker Schorsch Wüst (Heinz Koch) vor einem trostlosen Volkshochschulauditorium seine "letzte Vorstellung". Dieser "Humorkurs" enthüllt das Portrait eines Mannes, der das Lachen selbst eigentlich fast verloren hat, der aber seiner ewigen Witzereißer-Rolle nicht entfliehen kann.

Verkrampft, oft fast lustlos, trägt der auf Kaffefahrt- und Seniorenheim-Niveau abgesunkene Entertainer zunächst seine platten Merksätze und Theorien zum Thema "Humor" vor. Rüschenhemd, Samtschuhe und Perücke erinnern daran: Er ist ein Relikt aus der Prä-TV-ära; und auch da war er nur einer von vielen, einer aus der zweiten Reihe.

Doch immer wieder schlüpft er voll Elan in seine alten Rollen - er kann einfach nicht anders. Dann wirkt er wie aufgezogen, die Augen funkeln, und er erzählt - mal abgestandene, mal urkomische - Witze und Zoten, gibt eine altmodische Nummer im Jürgen-von-Manger-Tonfall zum besten oder läßt den Theatersaal zur Kaffeefahrt (inklusive Quiz und Rategewinne) werden. In diesen humoristischen Miniaturen läuft Heinz Koch zu Hochform auf; in der Glanznummer läßt er ein ganzes Menschenleben im Zeitraffer und rückwärts Revue passieren.

Beredte Körpersprache

Koch gestaltet diesen Schorsch Wüst primär durch die Sprache. Flüsterton und Seufzer folgen auf Worterruptionen und Stakkato-Sätze; mit diesen dynamischen Brüchen zeichnet er klanglich das Bild des angeknacksten Komödianten. Dazu die Körpersprache: Eben noch wirkt er antrieblos, ermattet, ohne innere Spannung, dann ist erplötzlich wieder energiegeladen, scheint fast euphorisch.

Vom Schulsaal ins Bierzelt und retour: In Sekundenschnelle werden die imaginierten Bühnen gewechselt, diese Orts- und Atmosphärenwechsel äußerlich jedoch (mit Ton, Musik und wenigen Requisiten) nur angedeutet. Und Heinz Koch meistert dabei den schwierigen Spagat, eben noch den Grübelnden, den Resignierten zu verkörpern, um dann wie auf Knopfdruck umzuschalten und clowneske, possenhafte oder kabarettistische Nummern abzuziehen.

"Sie werden lachen, ich bin nicht immer komisch", sagt Wüst einmal mehrdeutig. Am Ende standen Humor und Ernst gleichberechtigt nebeneinander - Balanceakt geglückt. Der anwesende Autor des Stücks war sichtlich angetan, das Publikum auch.
Südwest Presse, 12. April 1999




Premiere im AuGuS-Theater

Ein Pausenclown auf Kaffeefahrt

ULM - Gegen den laufenden Flachsinn der Privatsender setzt Fitzgerald Kusz seine Art des Humors. Bereits mit dem Theaterstück "Schweig, Bub", das als Paradestück der neuen deutschen Volkstheaterbewegung" gilt, gelang dem 1944 in Nürnberg geborenen Franken der Durchbruch. Viele Theaterstücke, Bücher, Hörspiele und Filmdrehbücher folgten. Im Neu-Ulmer AuGuS-Theater fand am Samstag vor vollbesetztem Haus die Uraufführung seines "Komicals" "Schluss mit lustig! Ein Komiker packt aus" statt.

Von unserem Mitarbeiter Michael Jens Reiser

Eingebettet in die fiktive Rahmenhandlung eines Volkshochschul-Kurses über Humor, gab der Kursleiter Schorsch Wüst, alias Heinz Koch, die geheimnisumwitterten Erkenntnisse über das Wesen und Erlernen von Humor zum Besten. In deftigem Ruhrpottdialekt, der Reminiszenzen an Jürgen von Manger wachrief, spannte "der Schorsch" einen unterhaltsamen und informativen Bogen über weite Bereiche des Witzes. Witze haben ein Verfallsdatum, machte Schorsch klar, "oder kennen Sie noch einen Spätheimkehrerwitz? Die sind so out wie die Mauerwitze, die nun auf dem Müll der Geschichte lagern."

"Um ein guter Humorist zu werden, müssen drei goldene Regeln beachtet werden", erklärt der souverän mit Gestik, Mimik und Sprachmodulation arbeitende Schauspieler. Dabei hält er sich selbst an die Regeln, die sich das kleine Theater zum Maßstab gemacht hat: Liebe zur humoristischen Arbeit ohne schulmeisterlichen Duktus und ein jeweils auf das Publikum zugeschnittenes Programm. Daran orientieren sich die Macher der Inszenierung erfolgreich.

Das Ergebnis ist ein überaus kurzweiliger und amüsanter Theaterabend. Platte Komik à la Privat-TV ist da nicht zu finden. Es dominiert in vielen Szenen der feinsinnige, hinterfragende und tiefsinnige Humor, der breiten Raum zur Selbstreflektion läßt. Lediglich der Sketch über den Alleinunterhalter im Altersheim ist hier ein herber Mißgriff. Die geistigen und körperlichen Gebrechen alter Menschen ins Lächerliche zu ziehen und daraus den Versuch zu wagen, humoristisches Kapital zu schlagen, das hätte Fitzgerald Kusz nicht nötig gehabt.

Ein paar Tupfer Lokalkolorit

Der Einbau von Lokalkolorit in sein weitgestreutes und bunt gefächertes Programm, das von der Persiflage auf den dümmlich daherredenden Kaffeefahrt-Unterhalter bis hin zum leidgeprüften Pausenclown im blasmusikverseuchten Bierzelt reicht, gibt dem auch sonst sauber austarierten Szenenablauf den letzten Feinschliff. "Schwer zu sagen, wann was komisch ist, was die Leute komisch finden", sinniert Kursleiter Schorsch gleich zu Beginn. "Du hast es erkannt, getroffen und nahezu perfekt umgesetzt, Schorsch!", ist man geneigt am Ende zu sagen.

Schwäbische Zeitung, 12. April 1999



Dem leichten Witz folgt ein langer Spaziergang

Premierenabend im Neu-Ulmer AuGuS-Theater

Von unserem Redaktionsmitglied Heide von Preußen

135 Minuten Humor hört sich gut an. Doch wer sie bewältigen muss, der weiß ein Lied davon zu singen, wie schwer so etwas fällt. Schorsch Wüst zum Beispiel. Auch der "Wüste-Schorsch" genannt, sinniert vor den Besuchern eines Volkshochschulkurses zu dem Thema "Humor": "Schwer zu sagen, wann was komisch ist, was die Leute komisch finden. I c h finde zum Beispiel die Nase meiner Nachbarin komisch. Sie selbst aber nicht."

Der Volkshochschulkurs findet zur Zeit im Neu-Ulmer AuGuS-Theater in der Silcherstraße statt. Claudia Riese und Heinz Koch präsentieren wieder ein neues Stück, "Schluss mit lustig! Ein Komiker packt aus", Komical von Fitzgerald Kusz. Das Stück mit erheblichen "Zugaben" ist mit Einwilligung des Autors nach dessen früherem Hörspiel "Der Alleinunterhalter" entstanden, und nach Anreicherung von Witzen, Liedern, und kleinen Programmstückchen wird es unter Einbeziehung des Publikums ein unterhaltsamer Abend, der allerdings nicht mit Schenkelklopfen endet.

Fitzgerald Kusz, der 55jährige Franke mit England-Erfahrung, Mitglied im PEN und im Verband deutscher Schriftsteller in der IG Medien, hat mit seinem Volksstück "Schweig, Bub!" laut Spiegel "ein Paradestück der neuen deutschen Volkstheaterbewegung" kreiert. Kusz darf somit in einer Reihe mit Marieluise Fleisser oder Franz-Xaver Kroetz gesehen werden. Er überlässt wenig dem Zufall, so auch nicht die Wandlung seines "Alleinunterhalters", denn er arbeitete eng mit Claudia Riese und Heinz Koch während der Entstehung seines Komicals zusammen und versäumte es auch nicht, am Premierenabend in Neu-Ulm anwesend zu sein.

Während Claudia Riese für die Regie verantwortlich zeichnet, schlüpft Heinz Koch unter die schwarze Perücke hinein in die Gestalt des Wüste-Schorschs, dem er allerdings statt fränkischem Dialekt seine Heimatsprache, das Ruhrpott-Deutsch, verpasst. Gut gewählt, Schorsch, denn das Gekünstelte entfällt, und Witze wie Nachdenkliches kommen glaubhaft in die Reihen. Auch das Miteinbeziehen des Publikums in das vh-Lehrgeschehen ist ein geglückter Gag, der dank der Spielfreude Kochs nicht nervt, sondern eher warten läßt auf das, was noch kommen könnte.

Schorsch Wüst, der ein Leben lang den Unterhalt für sich und seine Familie mit Witzeerzählen und Witzerfinden bestritten hat, spricht auch vom Verfallsdatum, das den heitersten Ausspruch irgendwann erreicht. Dafür gibt es welche, die nie sterben, so die Ostfriesenwitze, laut Schorsch: "Und natürlich die recycelten Österreicher. Blondinen hingegen sind seit Veronas 'Blub' schon wieder weg vom Fenster."

Heinz Koch gelingt der Balanceakt mit Konzentration und Können. Klischeehaft, doch überzeugend der Schluss mit "I did it my way ", Sinatras Altershit. Wüste-Schorsch begibt sich auf einen langen Spaziergang, um Ideen zu sammeln, diesmal, um seine kranke Frau zu erfreuen und vielleicht auch seinen kleinen Enkel Florian.

Neu-Ulmer Zeitung, 12. April 1999









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